Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, Berlin
The Unseen Seen
10. April 2015 bis 14. Juni 2015
TIFF Bell Lightbox / CIBC Canadian Film Gallery, Toronto

„Was ist das?“, fragt man sich beim Betrachten der kreisrunden Fotografien des österreichischen Fotografen Reiner Riedler. Einige wirken wie die Iris eines Auges, andere haben die Anmutung einer Vinylplatte oder eines sich drehenden Kreisels. Die Feingliedrigkeit, die Transparenz und die Unebenheit des Abgebildeten lassen zunächst einmal nicht erahnen, dass diese großformatigen Bilder Filmrollen aus dem Archiv der Deutschen Kinemathek zeigen.

Das ungewöhnliche Projekt „The Unseen Seen“ von Reiner Riedler und dem Filmarchivar Volkmar Ernst lässt Film in seinem physischen Zustand zu einem fotografischen Kunstwerk werden. Während mehrerer Besuche des Filmarchivs fotografierte Riedler Filmarchivalien, hinterleuchtete sie bei gleichbleibendem Licht und unterstrich so die Physis und die Beschaffenheit jedes einzelnen Sammlungsgegenstandes. So strahlen die Filmrollen in vielfältigen Farben. Diese in der Regel nur Archivaren und Filmvorführern bekannte Ästhetik und Einzigartigkeit dieses Materials wird nun auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Jeder Besucher ist eingeladen, im Museum für Film und Fernsehen seine eigenen Kino- und Filmerinnerungen gleichsam auf die Fotografien von Filmen wie GOOD BYE, LENIN! (D 2003, Regie: Wolfgang Becker) oder CASABLANCA (USA 1942, Regie: Michael Curtiz) zu „projizieren“.

Neben der ästhetischen Neuentdeckung ruft die Ausstellung die Vergänglichkeit des analogen Filmmaterials ins Bewusstsein, durch die jedes Filmarchiv vor große Herausforderungen gestellt wird. Die Filme müssen sicher aufbewahrt, oftmals restauriert und durch Digitalisierung für die Zukunft nutzbar gehalten werden. Das Filmarchiv der Deutschen Kinemathek versammelt mehr als 13.000 Titel – Filme der verschiedensten Formate, Genres und Richtungen, ausgesprochen künstlerische Filme und Filme als historische Dokumente, nationale und internationale Produktionen. Reiner Riedlers Fotografien von DER BLAUE ENGEL (D 1930, Regie: Josef von Sternberg), CITIZEN KANE (USA 1941, Regie: Orson Welles), TROIS COULEURS BLEU (PL, F, CH 1993, Regie: Krzysztof Kieślowski) oder GESPENSTER (D 2005, Regie: Christian Petzold), die in der Ausstellung zu sehen sein werden, verschaffen auf diese Weise auch einen Einblick in die umfangreichen Bestände des Filmarchivs der Deutschen Kinemathek.

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